Jugendpflegefahrt der Münchener Sport-Vereinigung 1906 e.V. vom 28. Mai 1982 bis 13. Juni 1982 

Bei dieser außergewöhnlichen Deutschlandfahrt mit der C-Jugend und Mädchenmannschaft wurden in 17 Tagen folgende 13 Orte angefahren:

Traben-Trarbach - Mayen - Ehrenbreitstein - Koblenz - Bonn - Köln - Goch - Niederlande - Hamburg - Helgoland - Beckum - Fort Fun - Elspe und wieder München

 

28.05.1982

Um 8:00 Uhr starteten in München 39 Jugendliche und 3 Betreuer die Fahrt nach Traben-Trarbach mit dem Bus. Ein Schüler wurde vom Vater nachgebracht, da er als einziger nicht von der Schule befreit wurde. Der Grund war eine wichtige Schulaufgabe, die dann ausgefallen ist. In Traben-Trarbach sind wir gegnen 15:00 Uhr am Sportplatz angekommen und alle 40 Jugendlichen wurden bei der Bundeswehr untergebracht. Selbstverständlich auch die drei Betreuer.

 

29.05.1982

Am Pfingstsamstag fand ein großes C-Jugendturnier in Traben-Trarbach statt. Unsere C1 Jugend belegte den 2. Platz, da das Endspiel gegen die Jungs vom TuS Diez an der Lahn im Elfmeterschießen verloren wurde. Auch unsere 2. C-Jugend nahm am Turnier teil und belegte einen Platz im Mittelfeld. Nach Turnierende und einer kurzen Feier fuhren wir weiter nach Mayen. 15 der Jugendlichen wurden privat untergebracht, die restlichen 25 Spieler samt Betreuer fuhren mit dem Bus in die Jugendherberge Ehrenbreitstein, wo wir vom Herbergsvater Herrn Hudala sehr freundlich empfangen wurden. Die neu renovierte Herberge auf der Festung Ehrenbreitstein war ein erstes Highlight. Die Unterbringung und auch das Essen waren gut. Jugendherbergen hatten damals eine feste Zeit, wo geschlossen wurde, nämlich um 22:00 Uhr. Um einen Abendlichen Ausflug zu machen und nicht unbedingt pünktlich wieder in der Herberge zu sein, bekamen wir vom Herbergsvater einen Schlüssel. 

 

30.05.1982

Pfingsten, die Tage der Turniere. Am Pfingstsonntag nahmen wir an einem großen C-Jugenturnier mit 20 teilnehmenden Mannschaften in Mayen teil. Die C1 erreichte den 6. Platz und die C2 einen hervorragenden 8. Platz. Dieser 8. Platz ist besonders einzuschätzen, da die Mannschaft nur mit 10 Spieler spielen konnte und unser Libero Richard Schwinger nur humpelnd spielen konnte. Die "Krupelmannschaft" gewann das letzte Spiel mit 1:0 und belegte, wie schon erwähnt, den 8. Platz. Michael Schreiner, der wegen einer Leistenverletzung pausieren musste, feuerte die Mannschaft sehr emotional an, was die Mannschaft sehr freute. In einen Einlagespiel gewannen unsere Mädchen gegen eine gemischte Damen- und Mädchenmannschaft mit 3:1.

 

31.05.1982

Der Pfingstmontag war der Ausflug und Badetag. Zuerst ging es mit der Rheinfähre zum Schloß Stolzenfels, welches in den Jahren 1242 bis 1259 vom Trierer Erzbischof Arnold II. von Isenburg als Hangburg gebaut wurde. Danach ging es in die 1226 erbaute Burg Lahneck. Das besondere an dieser alten Burg war der Bergfried mit einer Höhe von 29 Meter. Am Nachmittag ging es wegen den hohen Temperaturen ins Freibad nach Lahnstein.

 

01.06.1982

Die Rheinfähre war in diesen Tagen ein wichtiges Verkehrsmittel für unsere Gruppe. Am heutigen Tag fuhren wir zum deutschen Eck, welche eine künstlich aufgeschüttete Landzunge, die zu Koblenz gehört, ist. Am Nachmittag fuhren wir mit der MS Schängel II nach Lahnstein und feierten in den Rheinterrassen bei Rinderbraten und Schnitzel den Geburtstag eines Gönners.

 

02.06.1982

Nach dem Früstück wurden wir sehr freundlich vom Herbersvater Herrn Hudala verabschiedet. Unser Busfahrer holte uns direkt von der Jugendherberge ab, wo dann unser nächstes Ziel Goch war. Anzumerken ist noch, dass unser Bus der erste war, der durch die Festung nach oben gefahren ist. Wir hatten Angst, dass wir in den Torbogen stecken bleiben würden, aber unser Busfahrer "Schorsch" war ein exzellenter Fahrer. Bevor wir nach Goch fuhren, machten wir noch zwei Zwischenstationen in Bonn und Köln. Angetan war unsere Gruppe natürlich vom Kölner Dom, der von 1248 - 1880 erbaut wurde. Das sind 632 Jahre. Am späten Nachmittag wurden wir dann in Goch von unseren Freunden herzlich empfangen und in Privatquartiere untergebracht.

 

03.06.1982

Nachdem wir uns alle getroffen hatten, machten wir bei strahlendem Wetter einen größeren Stadtrundgang. Nach diesen interessanten Rundgang erhielten wir einen sehr informativen Prospekt über Goch, dem Erholungsgebiet Klever Reichswald. Am späten Nachmittag spielten unsere Jungs gegen Viktoria Goch, die C1 spielte 0:0 und die C2 gewann 6:0. Anmerkung: Der SR des C2 Spiels sollte seine Regelkunde verbessern.

 

04.06.1982

Der Gastgeber ließ es an nichts fehlen. Der Besuch des Bundeswehrdepots in Goch mit einer Panzerfahrt und anschließender Grillparty auf dem Gelände brachte einen der Höhepunkte. Am Abend unterlagen unsere Mädchen der Damenmannschaft von Concordia Goch mit 2:3.

 

05.06.1982

Zum Abschied gab es viele freundliche Worte, aber auch Tränen. Daran sah man wie gut Jugendleiter Hans Zeegers alles geplant hatte. Bevor wir unser Ziel Hamburg ansteuerten, gab es noch eine Hollandrundfahrt nach Nijmegen. Nach einigen Kilometern war der Abschiedsschmerz überwunden und man rüstete sich zu neuen Taten. Gegen 17:00 Uhr trafen wir in der Hansestadt Hamburg ein. Die Jugendherberge "Auf dem Stintfang" mit seiner Idealen Lage ließ das Stimmungsbarometer weiter nach oben schnellen. Auf der einen Seite der Ausblick zum Hafen und wenn man die Treppe nach unten geht, ist man auf der Reeperbahn.

 

06.06.1982

Noch vorm Frühstück ging es zum Hamburger Fischmarkt, der von 5:00 Uhr bis 9:30 Uhr jeden Sonntag geöffnet hat. Bis zu 70000 Menschen säumen in den viereinhalb Stunden den Markt in der Hafenstraße. Im 18. Jahrhundert beschwerten sich Altonas Fischer darüber, dass sie am Sonntag keinen Fisch verkaufen durften und dieser wegen der fehlenden Kühlmöglichkeiten im Sommer oft verdarb. In der „Magistratus Verordnung wegen der Fischer“ vom 2. Mai 1703 erlaubten die Stadtväter der damals noch kleinen Stadt Altona den Fischern den Verkauf auch am Sonntagmorgen, allerdings nur bis halb neun, damit sie noch rechtzeitig zum Sonntagsgottesdienst kommen würden. Bis heute wurde die Marktzeit nur um eine weitere Stunde ausgedehnt. Besonders die vielerlei Gerüche und die Marktschreier mit ihren tausenderlei Waren hatten es unserer Gruppe angetan. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung und so ging jedes Grüppchen ihren Interessen nach. Es fanden sich sogar freiwillige, die unseren Busfahrer behilflich waren, den Bus zu reinigen.

 

07.06.1982

Eine Hafenrundfahrt durch Schleusen und an den Blohm & Voss Werken vorbei, brachte allen Jugendlichen viel Freude. Besonders gelobt wurde der Trainer und Coach durch sein Verhandlungs-geschick mit den Schiffmännern und Zahlmeister.

Am Abend folgte der Umzug in die zweite Hamburger Jugendherberge "Hamburg Horn", da leider ab den heutigen Tag die Jugendherberge "Auf dem Stintfang" bereits bei unserer Buchung Ende 1981 ausgebucht war. Zum Abendessen gab es Spaghetti mit Schinken und alle waren zufrieden.

 

08.06.1982

Der glanzvolle Höhepunkt mit dem Besuch der Insel Helgoland begann um 7:30 Uhr. Wir fuhren mit unseren Bus nach Cuxhafen, wo wir vor 10:00 Uhr die Einschiffung war. Die Fahrt auf dem großen Schiff dauerte etwas über zwei Stunden. Das die Fahrt ohne Problematik und Schrecken überstanden wurde, war eigentlich die große Überraschung. Man erwartete Übelkeit und Seekrankheit. Keines von beiden trat ein. Die überraschende Übersetzung in den kleinen Börtebooten war dagegen schon etwas abenteuerlich. Auf der Insel angekommen fragten wir einen Einheimischen: "Wo geht es bitte zur Jugendherberge?", als Antwort kam dann: "da lang, bis zum anderen Ende der Insel!". Ein kleiner Schock, da keiner wusste, wie groß die Insel ist. Wir machten uns auf dem Weg in der Hoffnung den Weg unter einer Stunde zu schaffen. In Wirklichkeit war der Weg in guten 10 Minuten erledigt. Wir wurden dort von den Herbergseltern Herrmannsfeldt in Empfang genommen. Kurze Begrüßung und dann gleich in den Speisesaal, es gab Gulasch mit Nudeln. Wunderbar dachten wir, aber es war dann ein Lungengulasch, welches uns allen nicht überzeugen konnte. Nach dem Essen wurde uns der Ablauf vom Herbergsvater erklärt, dass die Jugendherberge um 22:00 Uhr schließt. Der ganze Umgang mit uns, war dass krasse Gegenteil zu Ehrenbreitstein. Das Wort "Freundlichkeit" war an diesem Tag ein Fremdwort, was sich am nächsten Tag ändern sollte. Da der restliche Tag zur freien Verfügung stand, gingen einige Gruppen in die Ortsmitte. Das Resturant "Kochlöffel", wo es hauptsächlich Hendl mit Pommes Frites gibt, war für viele der willkommene Ersatz fürs Lungengulasch. Es wurden einige Geschänke eingekauft, da einiges günstiger ist, als auf dem Festland. Es gibt auf Helgoland keine Mehrwertsteuer. Um 21:58 Uhr kam der Herbergsvater Herr Herrmannsfeldt zum Eingang um pünktlich um 22:00 Uhr abzuschießen. Unsere Truppe war bis auf zwei Spieler komplett. Herr Herrmannsfeldt nahm es mit dem absperren sehr genau, als es nach seiner Uhr 22:00 Uhr war, sperrte er ab, obwohl die zwei Spieler bereits 50 Meter vor dem Eingang waren. Nach Diskussionen mit den Verantwortlichen durften die beiden nach ein paar Minuten in die Herberge. Eine sehr kuriose Situation.

 

09.06.1982

Jugendherbergsvater Herrmannsfeldt zeigte sich an diesem Tag wie ausgewechselt und war sehr freundlich und gut drauf. Er empfahl uns mit einem Börteboot eine Inselrundfahrt zu machen. Dies war im Nachhinein eine sehr gute Idee.  Wir gingen zum Nordosthafen wo die Fahrt begann. In dem Börteboot ging die Fahrt linksrum los. Es machte mächtigen Spaß, bis uns in der Nähe von der langen Anna, das Wahrzeichen von Helgoland, eine Welle überspülte. Die Mädchen und die Jungs hatten große Mühe die einstürzenden Wassermassen moralisch zu verkraften. Manch einer meinte sein letztes Viertelstündchen wäre gekommen, aber als wir wieder festen Boden unter den Füßen verspürten waren Jell, Hartl und Bundesgenossen bereits wieder oben auf. Nach dem Mittagessen, welches diesmal wesentlich besser war, wurde wieder Abschied genommen. Das Gepäck durften wir noch stehen lassen, da die Einschiffung mit den Börteboot erst um 15:30 Uhr war. Die Rückfahrt nach Hamburg, war im Gegensatz zur Inselrundfahrt, ein gemütlicher Seniorenplausch. Wir waren in Hamburg wieder für eine Nacht in "Hamburg Horn" untergebracht.

 

10.06.1982

Erneut mußte unsere gutgelaunte Gruppe früh aufstehen um die letzte Station unserer Deutschlandfahrt nach Beckum in Westfalen anzutreten. Es sind knappe 300 KM.

Pünktlich auf die Minute wurden wir am Ortseingang in Beckum durch Heinz Ilskens, dem dortigen Verantwortlichen empfangen und an die Gastgeber übergeben. Die Mädchen wurden von Mutter Pape hervorragend betreut und unterstützten am Nachmittag ihre C-Jugend Kollegen auf das Stimmkräftigste. Die Sensation schlechthin war das Vordringen der C2 Jugend ins Turnierendspiel.

 

11.06.1982

Das Turnierendspiel, welches bei strömenden Regen ausgetragen wurde, behagte uns genauso wie die bislang uns begleitende Sonne. Allerdings musste dieses Endspiel gegen die C1 Jugend der SpVgg Beckum ausgetragen werden. Die List vom Odysseus Gerhard Seil  statt einem ganzen Spiel nur ein Elfmeterschießen auszutragen durchkreuzte die Mannschaft und Betreuer Michael Blockinger im Einvernehmen mit dem Gastgeber. So steht letztlich eine katastrophale Niederlage zu Buche (2:11), aber immerhin war es der 2. Platz für die C2 Jugend. Dafür verbuchten die Mädchen zwei Siege gegen den SC Roland mit 10:1 und dem SW Berge mit 3:1

 

12.06.1982

Noch verspürte keiner Sehnsucht nach Hause. Ganz im Gegenteil, langsam kristallisieren sich Interessengemeinschaften. Mädchen und Buben tauschen häufiger heimliche Blicke aus. 

Die Schlussakzente wurden von unseren Gastgebern mit zwei Paukenschlägen gesetzt. Am frühen Vormittag verließen wir Beckum in Richtung Indianerland. Die alte Indianerstadt "Fort Fun" wurde besichtigt und gestürmt. Fort Fun hat die einzige orginalgroße Western-Eisenbahn Deutschlands aus der Zeitepoche 1860 - 1880, Fort Fun der Wilde Westen im Sauerland.

Doch noch wollten unsere Gastgeber uns nicht nach München entlassen. Es ging weiter nach Elspe. Bereits drei Stunden vor der Vorstellung zum "Schatz im Silbersee", der Eröffnung der Karl-May-Festspiele 1982 hieß es Shows, Spannung und Vergnügen. Hauptdarsteller Pierre Brice als Winnetou und Filmstar Claus Wilke als Zivilist waren von Autogrammjägern umringt. Die Naturbühne erlebten 3958 Einheimische und 43 Münchner. Mit dem Bewustsein herrliche Tage in herrlichen Gegenden verbracht zu haben, stiegen wir letztmals in unsere weiß-blaue Wanderkutsche der Firma Reiser. Nochmals verkündete Fahrer Schorsch mit wenigen, aber um so deutlichen Worten seinen Durchblick. Mit seinen Röntgenblicken tastete er Fug und Ritzen seines Gefährtes ab. Er war nicht nur ein klasse Fahrer, sondern auch ein Kamerad und Freund. Die Fahrt, die nach der Vorstellung "Der Schatz im Silbersee" begann, verlief wie auf Schienen und endete am

 

13.06.1982

gegen 5:00 Uhr morgens an unserem heißgeliebten MSV-Sportplatz in der Görzer Straße.

 

14.06.1982

Erster Schultag nach den Ferien

 

Gerhard Seil - Michael Blockinger

 

 

16.06.2023 - Nachtrag

Nachdem die Fahrt 1982 sehr gut angekommen war, wurde für das Jahr 1983 eine weitere Deutschlandfahrt geplant. 1983 sollte es auf Pfingsten unter anderem auf die Insel Juist gehen.

Nach 40 Jahren bin ich nun selbst zum ersten Mal auf die Insel gekommen und im Nachhinein war ich froh, dass die Fahrt damals wegen zu wenigen Teilnehmer abgesagt wurde. Vom Hafen bis zur Jugendherberge sind es 2,2 KM, man bedenke; damals hatten die Koffer noch keine Räder. Dass wäre nicht so gut angekommen, wie die Fahrt 1982 nach Helgoland.